Florida

1. Idee, Planung, Umsetzung

Key Biscayne

Im Januar 2014 überlegten Simone und ich, wo wir im März für `ne Woche zusammen hinfahren könnten, gewissermaßen als Ausgleich dafür, daß ich Mitte April einen „Jungs-Trip“ mit Karsten, Jürgen und Gilbert nach Nepal machen würde. Südostasien – zu dieser Jahreszeit immer eine Reise wert – erschien uns doch zu aufwendig, denn wir hatten nur lumpige 9 Tage zur Verfügung. Relativ schnell landeten wir dann bei den USA und dann ganz schnell bei Florida, nicht zuletzt inspiriert durch „Dexter“, bei dem man viel vom sonnigen (und vom dunklen) Miami zu sehen bekommt. Simone war als Kind schon mal da, ich noch nie und sowieso seit 15 Jahren nicht mehr in den USA. Die Idee eines einfach zu organisierenden Urlaubs in einem zivilisierten Land ohne großen Streß, mit Mietwagen und perfekter Touri-Infrastruktur, Sonne und American Way of Life klang reizvoll.

Gesagt, gesucht, gebucht! Die Flugsuche nahm ein paar Tage in Anspruch, denn die meisten Verbindungen von Deutschland nach Miami hatten ein oder sogar zwei Zwischenstopps und dauerten zwischen 15 Stunden und unfassbaren 34 Stunden, das kam bei der kurzen Reisedauer nicht in Frage. Aber da gab es ja noch die relativ neue Verbindung von Air Berlin, die von Berlin-Tegel direkt in knapp 10 Stunden nach Miami fliegen. Zunächst war dieser Flug aber irrwitzig teuer und kam damit nicht in Frage, aber nach ein paar Tagen Warten und Jonglieren mit unterschiedlichen Abflugdaten bekamen wir den Flug für unschlagbare 550 EUR. Abflug 7.50 Uhr in Berlin, ca. 14.30 Uhr ist man in Miami, perfekt!

Ford Mustang Cabrio

Ford Mustang Cabrio

Ähnlich kompliziert war dann – zuerst – die Suche nach einem guten Mietwagen-Deal. Im Netz gibt es ganze Foren, die sich nur mit Mietwagenanmietungen in Florida beschäftigen, aber alle waren keine große Hilfe, denn die Konditionen der Mietwagenfirmen ändern sich dauernd. Wir wollten – wo wir schon nach Florida fahren – ein Cabrio, und zwar einen Ford Mustang! Die erste Suche im Netz ergab geradezu lächerliche Preise für Mietwagen an, meist lagen die in Frage kommenden Wagen bei 28-35 EUR pro Tag. Aber ganz so einfach war es dann doch nicht: Wie immer konnte man natürlich nur die Mietwagenkategorie buchen, kein spezielles Modell. In der Kategorie „Convertible“ führen alle Vermieter den Mustang, den Chevy Camaro (auch okay) und den wirklich schlimmen Chrysler Sebring/S200 (den wollte keiner!). Natürlich wollten beide abwechselnd fahren, aber alle Vermieter boten die Option „2. Fahrer“ nur gegen saftigen Aufpreis an. Weil die großen Anbieter wie Alamo, Hertz, National in den Kritiken alle nicht gut wegkamen, kristallisierte sich bald Sixt, die erst vor ein paar Jahren ins USA-Geschäft eingestiegen waren, als beste Option heraus. Nach unserer Logik müßten dort, bei dem relativ neuen Anbieter, die Autos in besserem Zustand und die Schlangen im gigantischen Rental Car Center am Miami Airport kürzer sein als bei den etablierten Anbietern, preislich lag Sixt ebenfalls weit vorn. Tja, und dann kam mit der Bestätigungsmail von Air Berlin für die gebuchten Flüge noch die Frage „Benötigen Sie einen Mietwagen?“ und siehe da, für den gleichen Preis wie bei Sixt direkt bekam man über diesen Link den 2. Fahrer gleich noch „gratis“ dazu. Kosten pro Tag: 32 EUR und die 1. Tankfüllung war auch noch dabei. Perfekt!

Nach der Ankunft hat dann auch alles so geklappt wie gehofft: Während vor den Schaltern von Alamo & Co. Hunderte von Leuten in der Schlange standen, waren bei Sixt 2 von 3 Schaltern frei. Der kurze Hinweis an die freundliche Dame, daß wir wirklich gern einen Mustang hätten, wenn noch einer da sei, wurde nonchalant mit „Klar können Sie einen kriegen. Einen roten oder einen schwarzen Mustang?“ erwidert. Schwarz!

2. Die Hippie-Farm

„Organic Farm“

Über AirBnB hatten wir uns für 2 Nächte ein Zimmer auf einer „Organic Farm“ in Little Haiti in North Miami gebucht. Wir fanden den Namen „Hippie-Farm“ aber passender. Der Eigentümer, ein älterer Herr mit Zottelbart, hatte in den letzten 30 Jahren mehrere Nachbargrundstücke zusammengekauft und dort eine kleine Oase eingerichtet. Das Grundstück ist teilweise fast dschungelartig, es gibt riesige Bäume, in denen 2 Baumhäuser installiert sind, mehrere Gehege mit Ziegen, Truthahnen, Hängebauchschweinen, Straußen und Hühnern, dazu lungern ein halbes Dutzend Katzen auf dem Areal herum. Die Dusche für die Gäste ist open-air, auch eine große Freiluftküche gab es im hinteren Teil. An sich ein sehr nettes Setting, das so gar nicht zu einer Großstadt paßt, aber der Laden war doch ziemlich heruntergekommen, im eigentlichen Haupthaus, das an die Straße grenzt, wohnen die Eigentümer schon lange nicht mehr, dort roch es auch – wohl wegen der Katzen? – recht streng und alles war ziemlich vergammelt. Unser zweigeschossiges Semi-Baumhaus war aber vollkommen okay, vom Bett aus hatte man Blick auf das Tiergehege.

Am ersten Abend mußten wir natürlich einen kurzen Abstecher nach South Beach machen, allein schon um den Wagen „auszuprobieren“. Ich mag amerikanische Wagen sonst nicht, aber der Ford Mustang hat schon was. Design und Funktionalität der Innenausstattung ließen keine Wünsche übrig, Tempomat, Bordcomputer mit zig Funktionen, elektrisches Dach, alles da, selbst USB-Anschlüsse zum Handy-Laden in der Mittelkonsole und Cinch-Eingänge für die Soundanlage. In South Beach, dem der eigentlichen Stadt vorgelagerten Sandstreifen mit den großen Hotels war schlicht die Hölle los! Denn es war Spring Break…. Ansonsten bin ich ja für Halli-Galli auch zu haben, aber da war es einfach ne Nummer too much. Vielleicht lag es auch nur am Jet Lag, aber bei uns wollte zwischen den ganzen Leuten, die auch nachts um 12 noch in Badehosen und Bikini unterwegs waren, keine richtige Stimmung aufkommen, so daß wir nach einem Rundgang am Ocean Drive und einem Abendessen in der Espanola Way Promenade die Segel strichen.

3. Wynwood Art District

Am nächsten Morgen furhen wir nach einem großartigen Frühstück in einem klassischen Diner mit den obligatorischen Blaubeer-Pancakes um die Ecke zuerst nach Wynwood, dem „Art District“ von Miami, sozusagen derzeit der „heißeste Scheiss“ in Miami. Wynwood war bis vor kurzem ein Gewerbegebiet, jetzt haben sich in den meist eingeschossigen Flachdachbauten unzählige Galerien und kleine Restaurants niedergelassen. Und damit die Gegend ein bißchen bunter wird, wurden die meisten Häuser mit „mural art“ bemalt. Nicht alles ist gelungen, aber doch sehenswert.

4. Little Havanna

Little Havanna, das sich für ein paar Blicks entlang der „Calle Ocho“ (8th Street) erstreckt, war ein bißchen enttäuschend. Außer ein paar kleinen Buden mit kubanischen Cocktails oder Essen, Zigarrenläden und lateinamerikanischen Supermärkten gibt es nicht viel zu sehen. Ein nettes Detail war aber der winzige „Maximo Gomez Park“ auf der Calle Ocho, von dem die britische Band Maximo Park ihren Namen hat und in dem haufenweise kubanischstämmige Rentner sitzen und Domino spielen.

4. Coral Gables

Von Little Havanna aus fuhren wir weiter Richtung Süden in die „noblen Vororte“ von Miami, die man aus vielen Filmen und nicht zuletzt aus „Dexter“ und „Miami Vice“ kennt. Da es von diesen Suburbs einige gibt, haben wir uns für den Klassiker, nämlich Coral Gables, entschieden. Und wir wurden nicht enttäuscht, ein Haus schöner als das andere, schöne Architektur, die meisten Häuser schon recht alt, die Straßen von riesigen Tropenbäumen gesäumt und alles wirkt ganz offen. So gut wie keines der pompösen Anwesen versteckte sich hinter einem hohen Zaun oder blickdichten Hecken, die Vorgärten und Wiesen stehen alle offen. 

Mittendrin steht das riesige Biltmore Hotel, das der Lonely Planet wie folgt beschreibt: „In the most opulent neighborhood of one of the showiest cities in the world, the Biltmore peers down her nose and says „hrmph!“ :-) Eine wirklich noble Hütte, früher beliebt bei Al Capone, Judy Garland, den Vanderbilts und es hat den größten Hotelpool der USA. Danach machten wir noch einen kurzen Abstecher nach Key Biscayne und landeten dann am Sonntag Abend auf einer großen Open Air Party in Wynwood, komplett mit Dance Battles.

5. South Beach

Ein Abstecher nach South Beach bei Tageslicht mußte natürlich auch sein. Was soll ich sagen? Der Strand ist einfach bilderbuchmäßig schön. Türkisfarbenes Wasser, das klarste, das wir auf der Reise gesehen haben, individuell gestaltete Lifeguard-Häuschen in den buntesten Farben. Nur die starke Polizeipräsenz mitsamt Autos mitten auf dem Strand war ein bißchen ungewöhnlich.

6. Art Déco District

The Carlyle, Ocean Drive, South Beach

Das berühmte Art Déco District von South Beach wurde in den 1930ern als Touristen-Gegend angelegt und weil man den „Nerv der Zeit“ treffen wollte, wurde auch der damals modernste Architekturstil verwendet. Es ist schwer vorstellbar, daß die Ecke bis in 80er Jahre heruntergekommen und als Slum verrufen war. In den späten 1970ern dachte man sogar über einen Komplettabriß nach, was aber Designfreunde zu verhindern wußten. Einen ganz wesentlichen Anteil am Wiederaufblühen von South Beach hatte tatsächlich der Erfolg von „Miami Vice“, dessen allererste Szene der allerersten Folge auf der Terrasse des „Carlyle“ Hotels gedreht wurde. Für diesen Beitrag zur Kulturgeschichte kann man Miami Vice danken, nicht aber für das Trendsetting „pastellfarbene Sakkos mit hochgekrempelten Ärmeln“ :-)

Die Schmuckstücke von South Beach stehen fast alle direkt vorne am Ocean Drive und zeigen die ganze Bandbreite der stilistischen Elemente des Art Déco wie die Mischung aus geometrisch klaren Linien gepaart mit floralen Ornamenten, „Augenbrauenfenster“, Stromlinien, Pastellfarben, Mosaiken, Türmen, Flachdächern, Glasbausteinen etc.. 

 

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